Die Lehre der Dreifaltigkeit

Die Lehre der Dreifaltigkeit

3. Mai 2024

7 Min. Lesezeit

Avatar vom Autor
Chefredaktion

In der christlichen Theologie nimmt die Lehre der Dreifaltigkeit eine zentrale Stellung ein. Sie besagt, dass Gott in drei Personen existiert: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Obwohl jede dieser Personen unterschiedlich ist, sind sie in ihrem Wesen vereint und bilden gemeinsam ein göttliches Ganzes. Diese Vorstellung wird von den meisten christlichen Kirchen weltweit geteilt.

Die Dreifaltigkeit, oft als "ein Gott in drei Personen" umschrieben, unterstreicht die Einheit und Gleichheit jeder Person: Der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn ist nicht der Heilige Geist, und der Heilige Geist ist nicht der Vater. Trotz ihrer Unterscheidbarkeit bleibt jede Person vollständig und ungeteilt göttlich.

Die Rollen der Dreifaltigkeit

In der Beziehung zur Welt nimmt jede der drei Personen der Dreifaltigkeit eine spezifische Rolle ein. Der Vater, als Schöpfer und Urheber des Heilsplans, sandte seinen Sohn Jesus in die Welt, um am Kreuz für die Sünden der Menschheit zu sterben. Der Heilige Geist wirkt in der Welt, indem er Gläubige heiligt und Christen im Alltag inspiriert und leitet. Diese dynamische Interaktion innerhalb der Dreifaltigkeit ermöglicht eine tiefe und vielschichtige Beziehung zwischen Gott und der Menschheit.

Die Unauflösliche Doppelnatur Christi: Göttlichkeit und Menschlichkeit in der Inkarnation

Ein wesentliches Element der Trinitätslehre ist die Inkarnation, der Glaube, dass die zweite Person der Dreifaltigkeit, der Sohn, in der Person Jesu Mensch wurde. Mit der Geburt Jesu durch Maria trat Gott aktiv in seine Schöpfung ein. Diese Lehre bekräftigt, dass Jesus Christus sowohl vollkommen göttlich als auch vollkommen menschlich ist – eine Einheit zweier Naturen in einer einzigen Person.

Durch diese Inkarnation ist die Menschheit unwiderruflich mit der Gottheit verbunden. Der Sohn behält ewig seine doppelte Natur; er bleibt untrennbar göttlich und menschlich. Jesu Menschlichkeit ist permanent und kann nicht abgelegt oder in reine Göttlichkeit rückverwandelt werden. Selbst nach seiner Kreuzigung, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt zum Vater bleibt Jesus als verherrlichter Mensch im Himmel präsent, ohne seine Göttlichkeit zu verlieren.

Trinitätsverständnis im interreligiösen Dialog: Zwischen islamischem Monotheismus und christlicher Dreieinigkeit

Muslime sind traditionell mit dem strengen Monotheismus des Islams aufgewachsen, welcher die unteilbare Einheit Gottes betont. Dieser Monotheismus lehrt, dass Gott in Seinem Wesen und Seiner Existenz einzig ist und sich deutlich von den Menschen unterscheidet. Vor diesem Hintergrund fällt es vielen Muslimen schwer, das trinitarische Gottesbild des Christentums zu verstehen, in dem Gott als drei Personen in einer Wesenseinheit existiert.

Diese Herausforderung ist nicht einzigartig. Selbst viele Christen, die die Dreifaltigkeit bekennen, haben Schwierigkeiten, dieses komplexe Konzept vollständig zu erfassen. Theologen und Verteidiger der Trinitätslehre bestätigen, dass es auch innerhalb der christlichen Gemeinschaft oft missverstanden wird.

Die Schwierigkeit, die Dreifaltigkeit zu begreifen, illustriert die tiefen Unterschiede in den Gotteskonzeptionen zwischen Islam und Christentum und hebt die Bedeutung und die Herausforderungen des interreligiösen Dialogs hervor.

Dr. James White, einer der wichtigsten Apologeten der Dreieinigkeitslehre schreibt Folgendes:

Für viele Christen ist die Dreifaltigkeit ein abstraktes Prinzip, eine verwirrende und schwierige Lehre, an die sie glauben, obwohl sie sich in ihren ehrlichen Momenten nicht wirklich sicher sind. 1

Diese Unsicherheit wird oft sichtbar, wenn man mit durchschnittlichen Christen über die Dreifaltigkeit spricht.

Die Grenzen von Analogien: Die Unzugänglichkeit des Trinitätsmysteriums

Im Versuch, die Dreieinigkeit verständlicher zu machen, greifen viele auf ausgeklügelte Analogien zurück. Beliebte Vergleiche sind etwa die drei Teile eines Eis (Schale, Eiweiß, Eigelb), die drei Aggregatzustände von Wasser (Eis, Flüssigkeit, Dampf), oder ein Mann, der gleichzeitig Vater, Sohn und Ehemann ist.

Doch diese Analogien stoßen schnell an ihre Grenzen. Beispielsweise suggeriert die Ei-Analogie, dass keine der drei Teile alleine das Ganze repräsentiert, was der Lehre widerspricht, dass jede der drei Personen der Dreieinigkeit vollständig und ganz Gott ist. Die Wasseranalogie impliziert eine temporäre und sequenzielle Offenbarung Gottes, was dem ewigen Koexistieren der drei göttlichen Personen entgegensteht.

Die Analogie des Mannes verfehlt das Ziel, da sie lediglich funktionale Aspekte und keine tatsächliche personelle Trennung innerhalb Gottes darstellt. Viele christliche Theologen erkennen an, dass solche Analogien unzureichend sind und die Dreieinigkeit letztlich ein Mysterium bleibt, das sich der vollständigen menschlichen Erklärung entzieht. Dies wird sogar von manchen Theologen so akzeptiert, die sich mit der Unmöglichkeit einer vollständigen Erklärung abgefunden haben und die Dreieinigkeit als heiliges Geheimnis klassifizieren.

Die katholische Kirche sagt:

Das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens.2

Die Katholische Kirche definiert in der Theologie den Begriff 'Mysterium' als etwas, das in Dunkelheit gehüllt bleibt.

Das Vatikanische Konzil erklärt die Bedeutung, die dem Begriff ‚Geheimnis' in der Theologie zukommt. Es legt fest, dass ein Geheimnis eine Wahrheit ist, die wir ohne göttliche Offenbarung nicht nur nicht entdecken können, sondern die, selbst wenn sie offenbart wird, im Schleier des Glaubens verborgen und gewissermaßen von einer Art Dunkelheit umgeben ist.3

Die Dreiheit im Widerspruch: Die unüberwindbare Herausforderung der Trinitätslehre

Die Herausforderung, eine Dreiheit innerhalb eines monotheistischen Glaubenssystems zu integrieren, bleibt für Trinitarier bestehen. Wenn Trinitarier den impliziten Polytheismus ihrer Lehre akzeptieren und klarstellen würden, dass es sich um drei Götter handelt und nicht um einen, gäbe es weniger Verwirrung. Die Lehre erscheint unerklärlich, weil Trinitarier versuchen, ein Konzept der Dreiheit in einen monotheistischen Rahmen einzufügen, der einfach nicht passend erscheint.

Wie kann etwas oder jemand zugleich drei und eins sein? Die Realität ist, dass die Dreifaltigkeit von den Gläubigen letztlich im blinden Glauben akzeptiert werden muss; sie entzieht sich einer rationalen Erklärung.

Das Paradox der Dreifaltigkeit: Zwischen unergründlichem Mysterium und göttlicher Offenbarung

Die Trinitätslehre ist auch problematisch, wenn man den eigentlichen Zweck der göttlichen Offenbarung betrachtet, der in der Rechtleitung der Menschheit liegt. Die Heiligen Schriften wurden offenbart, um Menschen zu leiten, nicht um sie zu verwirren oder in die Irre zu führen. Würde diese Leitung zu Verwirrung führen, würde dies den Zweck der Offenbarung zunichtemachen.

Wäre die Dreifaltigkeit ein weniger zentraler Aspekt der christlichen Theologie, könnte ihr mysteriöser Charakter vielleicht weniger bedeutsam sein. Doch so steht es nicht; der Glaube an die Dreifaltigkeit ist derart fundamental, dass er zum Maßstab für den christlichen Glauben geworden ist. Die Ablehnung auch nur eines Elements dieser Lehre kann dazu führen, dass ein Christ als Ketzer angesehen wird.

Der evangelikale Gelehrte Harold Lindsell und der Seminarprofessor Charles Woodbridge schreiben Folgendes:

Der Verstand des Menschen kann das Geheimnis der Dreieinigkeit nicht vollständig verstehen. Wer versucht, das Geheimnis vollständig zu verstehen, wird seinen Verstand verlieren; wer aber die Trinität leugnet, wird seine Seele verlieren. 4

Dies führt uns zu einem fundamentalen Paradox: "Verleugne die Dreieinigkeit, und du verlierst deine Seele." Die Frage, die sich daraus ergibt, ist kritisch: Warum sollte Gott etwas offenbaren, das nicht vollständig verstanden werden kann, und die Erlösung der Menschheit daran knüpfen? Wie passt dies zum Zweck der Offenbarung, die als eine Entfaltung und Aufdeckung verstanden wird?

Wenn selbst die gelehrtesten Theologen die Dreieinigkeit als ein Mysterium beschreiben, wie kann sie dann als eine echte Offenbarung gelten? Diese scheinbare Doppelzüngigkeit steht in direktem Widerspruch zum eigentlichen Zweck der Offenbarung: der Rechtleitung.

Heutzutage erscheinen der Glaube und die Dreieinigkeit in der christlichen Theologie als untrennbar miteinander verknüpft. Es entsteht leicht der Eindruck, dass die Lehre der Dreifaltigkeit seit jeher die dominante Glaubensauffassung innerhalb des Christentums war, die bis in die Zeit der frühen Kirche zurückreicht. Eine genauere Betrachtung offenbart jedoch, dass diese Annahme weit von der Realität entfernt ist.

Credits: Bei der Zusammenstellung des Artikels haben wir uns von dem Buch Jesus: Mensch, Gesandter, Messias inspirieren lassen, welches von Abu Zakariya verfasst wurde.


Footnotes

  1. James White: "Loving the Trinity". In: Christian Research Journal, Vol. 21, No. 22.
  2. Catechism of the Catholic Church, No. 234.
  3. The Catholic Encyclopedia, Constitution, "De fide. cath.", iv.
  4. Harold Lindsell und Charles Woodbridge: A Handbook of Christian Truth, S. 51 - 52.

Teilen: