Europatag diesen Donnerstag – Bedeutung und Geschichte

Europatag diesen Donnerstag – Bedeutung und Geschichte

6. Mai 2024

3 Min. Lesezeit

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Abdullah Al-Mukhlis

Klausen. Ein kleiner Stadtteil der Stadt Luxemburg mit mittelalterlichen Geschichtsspuren. Hier wurde 1886 Robert Schuman geboren. Sein Vater war deutscher Staatsbürger, kam aber ursprünglich aus dem nordöstlichen Gebiet Frankreichs Lorraine – ein Gebiet mit viel historischem Gewicht, dem Schuman auch in seinem späteren Leben begegnet.

Vielfalt in der Kindheit

Da seine Mutter aber Luxemburgerin war, wuchs er zweisprachig und multikulturell auf. Diese Verbindung zweier Kulturen, nämlich die französische und die deutsche, mit denen Schuman aufwuchs, sollte sich bei seiner späteren politischen Tätigkeit als bedeutsam erweisen.

Bildungsweg

In Deutschland und Frankreich bildete er sich zwischen 1904 und 1910 fort, wobei er den Höhepunkt seiner Hochschulbildung nach dem Abschluss seines Rechtswissenschaftenstudiums in Straßburg erreichte und zum Doktor der Rechte promoviert wurde.

Politische Tätigkeit

Schuman stieg in die Politik ein nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und der folgenden Annexion des deutschen Verwaltungsgebietes Alsace-Lorraine durch Frankreich. Durch die Annexion wurde Schuman zum französischen Staatsbürger und trat 1919 der Union Républicaine Lorraine (Republikanische Union Lorraine) als Abgeordneter der französischen Abgeordnetenkammer bei.

Dies war aber nur der Anfang seiner politischen Laufbahn. Er erreichte wichtige politische Stellen wie Mitglied des Assemblée Nationale (Nationalversammlung Frankreichs), Finanzminister und Ministerpräsident.

Außenminister, Visionär

Seine wohl prominenteste Tätigkeit erfüllte er jedoch als Außenminister Frankreichs nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Genauer gesagt geht es hierbei um den sogenannten Schuman-Plan. Folgend sind die wichtigsten Punkte und der geschichtliche Kontext um sie herum rekapituliert.

Robert Schuman

Deutsch-französischer Konflikt

Zwei sehr rohstoffreiche und produzierende Gebiete in Westdeutschland, nämlich das Ruhrgebiet und südlich davon das Saarland, waren Kern eines Konfliktes zwischen dem Kriegssieger Frankreich und dem besiegten Deutschland.

Diese Gebiete waren aufgrund der hohen Konzentration von Kohleminen und Stahlproduktionsstätten von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg wurden sie von den siegenden Alliierten jedoch streng reguliert. Die Westdeutschen lehnten diese Kontrollen dezidiert ab. Es herrschte ein seriöser deutsch-französischer Konflikt um diese zwei wirtschaftlich unerlässlichen Stoffe.

Lösung durch Zusammenarbeit

Der Lösungsansatz: eine Einigung der Kohle- und Stahlindustrien unter einem supranationalen europäischen Organ.

Mit einem Plan nicht nur für Deutschland, sondern auch für die fünf weiteren Gründerstaaten der EU sollte der anhaltende Konflikt um die Wirtschaftsgüter Kohle und Stahl gelöst werden. Unter dem vorgeschlagenen Schuman-Plan sollte…

  1. Kohle- und Stahlproduktion der Staaten Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg zusammengelegt werden.
  2. Für diese Staaten Zugang zu Kohle und Stahl gewährleistet werden, ohne Zoll zahlen zu müssen.
  3. Regelungen der Produktion durch eine supranationale Hohen Behörde getroffen werden.

Einführung eines Feiertags

Dieser Plan, der auch schließlich umgesetzt wurde, wurde am 9. Mai 1950 vom Außenminister Schuman im unten fotografierten Salon de L'horloge des französischen Außenministeriums in Paris präsentiert.

Salon de L'horloge

Anlässlich dieses historischen Ereignisses wurde der 9. Mai als Europatag bestimmt und wird seit 1964 in Österreich und darüber hinaus in der ganzen EU jährlich gefeiert. Der Tag trägt Geschichte und Symbolträchtigkeit für die zwischenstaatliche Kooperation, Einheit und für die Möglichkeit des Friedens und der Versöhnung.

Literaturverzeichnis

Abbildungen:


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